Der Stolz der Flotte: Flaggkapitan Bolitho vor der Barbareskenkuste - Kent Alexander (читать полностью бесплатно хорошие книги txt) 📗
«Um Gottes willen, Sir Hugo«, murmelte Broughton besturzt,»dazu wird es doch nicht kommen?»
«Naturlich nicht, Sir Lucius. «Draffen war offensichtlich wieder bester Laune.
Broughton schien plotzlich das Bedurfnis zu haben, diese Unterredung zu beenden.»Signalisieren Sie also der Restless, Bolitho. Die Coquette kann die Bewachung der Bucht ubernehmen.»
Als Bolitho die Kajute verlie?, kam Draffen hinterher.»Nehmen Sie es nicht zu schwer, Captain«, murmelte er fast freundschaftlich.»Ich habe Ihre Qualitaten als Seeoffizier nie bezweifelt. Also konnten Sie meinen Fahigkeiten in gewissen Affaren ebenfalls vertrauen, eh?»
Bolitho blieb stehen und sah ihn an.»Wenn Sie damit sagen wollen, da? ich von Ihren Machenschaften nichts verstehe, Sir Hugo, so haben Sie recht. Und ich will auch nichts damit zu tun haben — nie!»
Draffens Gesicht wurde hart.»Treiben Sie es nicht zu weit, mein Freund! Sie konnten eines Tages einen hohen Rang in der Flotte einnehmen, vorausgesetzt. «Das Wort blieb in der Luft hangen.
«Vorausgesetzt, da? ich den Mund halte?»
Argerlich fuhr Draffen herum.»Ausgerechnet Sie konnen es sich kaum leisten, sich zu exponieren, wenn Sie vorwartskommen wollen! Vergessen Sie nicht: ich kannte Ihren Bruder. Hoherenorts gibt es Leute, die es sich sehr uberlegen wurden, einen Offizier zu befordern, von dem sie erfahren, da? sein familiarer Hintergrund nicht ganz sauber ist — also benehmen Sie sich, Captain!»
Bolitho wurde auf einmal eiskalt. Ihm war, als schwebe er in der Luft.»Vielen Dank, da? Sie mich daran erinnern, Sir Hugo. «Er wunderte sich daruber, wie seine Stimme klang. Vollkommen fremd.»Von jetzt an brauchen wir einander wenigstens nichts mehr vorzumachen. «Er drehte sich um und schritt rasch zur Kampanjeleiter.
Unten auf dem Achterdeck ging Keverne gedankenversunken auf und ab.
«Signalisieren Sie der Valorous zur Weitergabe an die Restless: >Anker lichten und sofort zum Flaggschiff. Sir Hugo Draffen an Bord nehmen und nach dessen Instruktionen handeln.««Kevernes erstaunten Blick ignorierte er.»Dann konnen Sie alle Geschutze festmachen lassen, und die Leute konnen essen. Nun? Was ist noch?»
«Ziehen wir uns zuruck, Sir?»
«Kummern Sie sich um das Signal, Mr. Keverne. «Er blickte auf die fernen Berge.»Ich mu? nachdenken.»
Er wandte sich um, denn unter dem Achterdeck erschien Leutnant Sawle mit Witrand.»Wo wollen Sie mit dem Gefangenen hin, Mr. Sawle?»
Der Leutnant sah ihn verstandnislos an.»Er soll doch auf die Korvette uberstellt werden, Sir«, antwortete er, anscheinend vollig verwirrt.»Leutnant Calvert sagt, der Admiral hatte es befohlen.»
Der Franzose kam leichtfu?ig die Leiter herauf, und Bolitho verga? fur den Augenblick seine Wut uber Draffens Drohung.
«Ich will Ihnen Lebewohl sagen, capitaine. «Witrand reckte sich und sog die warme Seeluft ein.»Wer wei?, ob wir uns wiedersehen?»
«Ich hatte keine Ahnung davon, Witrand.»
«Das glaube ich Ihnen, capitaine. Anscheinend denkt man, ich konnte von Nutzen sein. Spa?haft, wie?»
Bolitho dachte an Broughtons desperate Stimmung. Vielleicht hatte er Draffens Vorschlag zugestimmt, Witrand auf die Korvette zu uberstellen, weil sie hofften, der Franzose wurde etwas uber seine Mission verraten.»Spa?haft? Ja, vielleicht«, antwortete er nachdenklich.
Er beschattete die Augen und beobachtete, wie die Valorous Broughtons Signal hi?te. Irgendwo hinter der vorspringenden Landzunge versteckt, wurde die vor Anker liegende Korvette es sehen und eiligst dem Befehl folgen. Witrand wurde vermutlich an Bord der Restless bleiben und spater mit irgendwelchen Depeschen nach Gibraltar uberstellt werden.
Bolitho hielt ihm die Hand hin.»Leben Sie wohl, m'sieur. Und vielen Dank fur das, was Sie fur mich getan haben.»
Der Franzose druckte ihm fest die Hand.»Ich hoffe, wir sehen uns doch noch eines Tages wieder, capitaine. Aber…««Achselzuckend brach er ab, als Sawle mit zwei bewaffneten Matrosen auf dem Achterdeck erschien, und sagte hastig:»Fur den Fall, da? mir irgend etwas zusto?t. Hier ist ein Brief an meine Frau in Bordeaux. Ich ware Ihnen dankbar. «schlo? er leise.
«Selbstverstandlich«, nickte Bolitho. Dann brachte Leutnant Sawle den Franzosen zur Fallreepspforte, wo das Boot anlegen wurde.»Seien Sie vorsichtig«, rief er ihm nach.
Witrand winkte ihm fluchtig zu.»Sie auch, capitaine!»
Eine Stunde spater ging Bolitho immer noch an der Luvseite auf und ab, unempfindlich gegen die sengende Hitze, die sein Hemd in einen nassen Fetzen verwandelte, und gegen die blendenden Sonnenreflexe auf dem Wasser.
Draffen war auf die Korvette umgestiegen und hatte den Vorsprung der Kustenlinie umrundet; aber das hatte Bolitho kaum bemerkt, weil ihm die simple Mahnung Witrands im Kopf herumging.
Leutnant Weigall war Offizier der Wache und bemuhte sich, seinem Kommandanten moglichst aus dem Wege zu gehen. Schwerhorig und einsam, das Preisboxergesicht in grimmigen Falten, hielt er sich in Lee und beaufsichtigte die Manner, die auf dem Oberdeck arbeiteten.
An der Kampanje stand Allday und sah mit Besorgnis, wie wutend Bolitho war. Er zermarterte sich den Kopf, wie er ihm helfen konne. Bolitho hatte es abgelehnt, zum Essen in die Kajute zu kommen, und ihn blindwutig angefahren, als er ihn dazu uberreden wollte, sich unter Deck etwas von der Hitze zu erholen.
«An Deck!«Der Ausguck konnte nur noch krachzen. Der arme Kerl war vermutlich halb verdurstet.»Segel in Luv voraus!»
Erwartungsvoll sah Allday zu Bolitho hinuber, doch der schritt immer noch auf und ab; er hatte den Kopf gesenkt, sein Gesicht war ausdruckslos. Und Weigall, das sah Allday mit einem raschen Blick, hatte uberhaupt nichts gehort.
Schon flogen Signalflaggen den Rahen der Tanais empor; Allday trat zu einem dosenden Midshipman und stie? ihn scharf in die Rippen.
«Wachen Sie auf, Mr. Sandoe!«Der Junge starrte ihn verangstigt an.»Es gibt Arbeit fur Sie!«Dann ging er zur anderen Seite und wartete, bis Bolitho umkehrte.»Captain?»
Bolitho blieb stehen und schwankte auf dem krangenden Deck vor
Mudigkeit. Verschwommen sah er Alldays Gesicht vor sich und bemerkte mit aufsteigendem Arger, da? dieser lachelte.
«Segel in Luv voraus«, sagte Allday entschieden.
«Was?»
Er schaute nach oben, von wo die Stimme kam:»Einzelnes Schiff,
Sir!»
Weigall hatte endlich gemerkt, da? irgend etwas los war, und rannte hin und her wie ein Raubtier im Kafig. Hoch uberm Deck stand jetzt die winzige Gestalt eines Midshipman neben dem Matrosen im Ausguck. Und da rief er auch schon zu den nach oben gerichteten Gesichtern hinunter:»Ein Bombenwerferschiff, Sir!»
Allday blickte wieder zu Bolitho hin und sah erschrocken, da? dessen Augen vor Bewegung feucht waren.
«Gott sei Dank!«sagte Bolitho nur. Er streckte die Hand aus und fa?te Alldays kraftigen Unterarm.»Dann schaffen wir es doch noch!«Er wandte sich ab, um sein Gesicht zu verbergen, und befahl:»Rufen Sie den Master. Neuer Kurs fur das ganze Geschwader: auf den Bombenwerfer! Und dann — ««, er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar — ,»dann werden wir weitersehen!»
Spater, als die Euryalus schwerfallig durch den Wind ging und auf den schmalen Strich des Segels zuhielt, stand Bolitho reglos auf dem Achterdeck an der Reling. Samtliche Offiziere waren ebenfalls da, blieben aber respektvoll auf der anderen Seite, unterhielten sich leise und stellten allerlei Spekulationen an.
Dann kam Broughton an Deck und trat neben Bolitho. Beilaufig und wie von fern fragte er:»Welcher ist es?»
Eben hi?ten Tothills Manner eine neue Reihe Flaggen; und Bolitho antwortete:»Nur der eine, aber das genugt.»
Verwirrt uber diese unbestimmte Antwort starrte Broughton ihn an.
Da rief Tothill:»Signal, Sir, Hekla an Flaggschiff: >Erbitte Instruk-tionen<»