Admiral Bolithos Erbe: Ein Handstreich in der Biskaya - Kent Alexander (читаем полную версию книг бесплатно txt) 📗
«Also. «Sir Cornelius Hoskyn betrachtete Herrick forschend uber den Rand seines Lorgnons.»Sie erhalten umgehend Ihre Befehle, wahrscheinlich noch heute abend. Sowie ich von Bord bin, rufen Sie Ihre Kommandanten zu einer Einsatzbesprechung zusammen und bereiten sie ohne weitere Verzogerung auf ihre Aufgabe vor. Ob sie unterbemannt, leck oder sonstwas sind, schert mich einen Dreck; es ist nicht mein Problem, sondern ihres. Manche Leute glauben zwar, da? demnachst der Friede ausbricht — wollte Gott, sie behielten recht — , aber bis man mich vom Gegenteil uberzeugt, befinden wir uns im Kriegszustand. «Obwohl er nicht die Stimme gehoben hatte, hallten seine Worte wie Pistolenschusse in der sonnendurchfluteten Kajute.
«Halten zu Gnaden, Sir Cornelius…«Herrick fuhlte sich zwar hoffnungslos ins Hintertreffen geraten, blieb aber eisern.»Meine Schiffe unterstehen nach wie vor dem Oberkommando von Konteradmiral Richard Bolitho, und es wird Ihnen doch klar sein, da?… »
Der Admiral musterte ihn ernst und fullte zunachst sorgfaltig ihre Glaser nach, ehe er antwortete.
«Ich hege gro?en Respekt vor Ihnen, Herrick, deshalb komme ich personlich einer Aufgabe nach, die mir so verha?t ist wie bisher selten eine. «Er milderte seinen Ton.»Bitte, trinken Sie noch einen Schluck. Der Wein kommt aus meinem eigenen Keller.»
Herrick schluckte Wein, ohne ihn zu schmecken; ebensogut hatte er auch Bilgenwasser trinken konnen.
«Sir?»
«Ich habe gerade durch einen Sonderkurier Nachricht erhalten und mu? Ihnen folgendes mitteilen: Vor zehn Tagen, offenbar bei dem Versuch, feindliche Schiffe sudlich der Loiremundung zu vernichten, erlitt die Fregatte Seiner Majestat Styx Schiffbruch. Es war ein Totalverlust. Das Ungluck geschah sehr schnell und bei auffrischendem Wind. «Der Hafenadmiral machte eine Pause, ohne den Blick von Herricks Gesicht zu wenden.»Und da gleichzeitig mehrere feindliche Schiffe am Schauplatz erschienen, unter ihnen ein Linienschiff, wurde das Gefecht abgebrochen.»
Leise fragte Herrick:»Unsere anderen Schiffe haben sich zuruckgezogen, Sir?»
«Es handelte sich nur um ein einziges Schiff von Bedeutung, und ihr Kommandant, der ranghochste anwesende Offizier, traf diese Entscheidung. Ich bedaure zutiefst, da? ich Ihnen die Nachricht uberbringen mu?, denn ich wei?, was die Freundschaft Richard Bolithos Ihnen bedeutet hat.»
Herrick erhob sich taumelnd, als sei er geschlagen worden. »Bedeutet hat! Sie meinen…»
«Es kann nicht viele Uberlebende gegeben haben. Dennoch darf man nie aufhoren zu hoffen.»
Herrick ballte die Fauste und wandte sich den Heckfenstern zu, ohne sie zu sehen.»Er hat oft vorausgesagt, da? es einmal so kommen wurde. «Mit rauher Stimme fugte er hinzu:»Wer war der andere Kommandant, Sir, der die Entscheidung zum Ruckzug traf?«Aber insgeheim wu?te er es schon.»Emes von der Phalarope.»
Immer noch konnte Herrick den Hafenadmiral nicht anblicken. Der junge Pascoe mu?te alles mit angesehen haben, hatte nichts dagegen unternehmen konnen, da? dieser elende Feigling Emes den Schwanz einkniff und floh.
Aber dann kam ihm ein neuer Gedanke, so da? er ausrief:»Mein Gott, Sir, und sie kommt nach Plymouth! Ich meine die Frau, die er in Falmouth heiraten wollte! Was soll ich ihr nur sagen?»
Der Admiral erhob sich.»Ich halte es fur das beste, wenn Sie sich auf Ihre Pflicht konzentrieren. Nur so konnen Sie sich ablenken. Verluste sind nur zu alltaglich geworden in diesem Krieg, der offenbar nie zu Ende gehen will. Trotzdem gewohnt man sich nicht daran. Ich will Ihnen auch keinen billigen Trost zusprechen, weil ich wei?, da? es Trost fur Sie nicht gibt. Wenn ich Naheres erfahre, lasse ich es Sie so schnell wie moglich wissen.»
Herrick folgte dem Hafenadmiral hinaus auf das breite Batteriedeck und verabschiedete ihn, ohne sich ganz bewu?t zu werden, was er tat.
Als er seine Umgebung schlie?lich wieder wahrnahm, hatte die Schaluppe des Hafenadmirals bereits abgelegt, und Wolfe erbat Erlaubnis, die Ehrenwache wegtreten zu lassen.»Darf ich fragen, was geschehen ist, Sir?«Wolfes knappe, sachliche Stimme ri? Herrick aus seiner Erstarrung.»Richard Bolitho und Styx — wir haben sie verloren. «Wolfe stellte sich schnell so, da? er Herrick vor den Blicken der anderen abschirmte.»Beeilung, ihr Trantuten! An die Arbeit, oder ich lasse den Bootsmann eure faulen Haute klopfen, bis ihr springt!»
Herrick kehrte in seine Kajute zuruck und lie? sich auf einen Stuhl fallen. Nichts war mehr wichtig fur ihn, weder das Schiff, noch sein Kommodorewimpel, nicht einmal sein junges privates Gluck.
Wolfe erschien in der Tur.»Haben Sie Befehle Sir?«»Doch, ja, die habe ich, Mr. Wolfe. Lassen Sie an Mcator und Indomitable signalisieren, da? ich die Kommandanten zu mir an Bord bitte. «Aber dann schuttelte Herrick mutlos den Kopf.»Lassen Sie, das kann noch warten. Setzen Sie sich und versuchen Sie den Wein, den der Admiral mitgebracht hat. Er soll sehr gut sein.«»Gern, Sir«, antwortete Wolfe,»aber spater. Im Augenblick bin ich an Deck noch nicht entbehrlich. Das Signal hei?e ich um acht Glasen, [11] Sir, dann bleibt noch reichlich Zeit.»
Vor der Kajute ware Wolfe fast uber die winzige Gestalt von Ozzard gestolpert. Mein Gott, der Mann weinte ja! Offenbar wu?te an Bord schon jeder Bescheid. Es war doch immer dasselbe: Bei der Navy lie? sich nichts geheimhalten.
Drau?en im Sonnenschein verhielt Wolfe und atmete ein paarmal tief durch. An Deck warteten keine sonderlich dringenden Aufgaben; er hatte sie nur vorgeschutzt, weil er um nichts in der Welt hatte dasitzen konnen und Herricks Qual mitansehen. Da? er nichts tun konnte, um diesem Mann zu helfen, den er schatzen gelernt hatte, deprimierte Wolfe zutiefst; noch nie war er sich so uberflussig vorgekommen.
In der Kajute go? Herrick sich ein neues Glas Wein ein. Und danach noch eins. Das machte es zwar nicht leichter, aber es gab seinen Handen wenigstens etwas zu tun.
Beim dritten Glas blieb seine Hand in der Luft hangen, weil sein Blick auf den Prunksabel an der Wand fiel, den Bolitho hier zuruckgelassen hatte, als er auf Styx umgezogen war.
Ein wundervolles Stuck Handwerksarbeit, dachte Herrick. Aber wenn es das einzige war, was von Bolitho blieb, dann war es verdammt wenig.
Herrick sprang aus der grungestrichenen Barkasse der Benbow auf die Pier und wartete darauf, da? sein Bootsfuhrer ihm folgte. Dabei hatte er sich schon verspatet, hatte ursprunglich viel fruher an Land sein wollen. Jetzt lag schon mattrotes Abendlicht uber Sund und Reede und den Schiffen, die sich friedlich im glatten Wasser spiegelten.
Herrick hatte seiner Frau eine Nachricht gesandt, in der er nur so viel andeutete, wie sie unbedingt wissen mu?te. Dulcie war eine vernunftige Frau und verlor bestimmt nicht die Beherrschung. Aber Herrick hatte eigentlich schon bei ihr sein wollen, wenn die Postkutsche aus Falmouth vor die Herberge rollte.
«Fahr zuruck an Bord, Tuck«, sagte er zu seinem Bootsfuhrer.»Ich nehme mir nachher eine Mietjolle. Mr. Wolfe wei?, wo ich zu erreichen bin.»
Der Bootsfuhrer tippte an seinen Hut.»Aye, aye, Sir. «Er wu?te langst, was geschehen war, dachte dabei aber mehr an Allday als an Bolitho. Beide Bootsfuhrer ihrer Kommandanten, hatten sie einander respektieren gelernt und waren gut miteinander ausgekommen.»Und, Tuck, wenn die Leute zu munkeln anfangen…»
Der Bootsfuhrer nickte.»Aye, Sir, bin im Bilde. Dann komme ich so schnell zuruck, da? der Kiel gar nicht erst na? wird.»
Herrick schritt die Pier hinunter; auf den runden, abgewetzten Kieselsteinen, uber die schon Legionen von Seefahrern bis zuruck zu Drake gegangen waren, klickten seine Schuhe so laut, da? er meinte, es mu?te bis zur Herberge zu horen sein.
Als er den Golden Lion mit seinen in der Abendsonne rotgluhenden Fensterscheiben vor sich sah, verlie? ihn der Mut, und er hielt inne. Im Hof stand eine leere Kutsche, die Pferde waren schon ausgespannt, nur zwei Diener luden Reisetaschen auf das Dach, wohl fur die nachste Etappe nach Exeter.
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zum Ende der Wache