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Reineke Fuchs - Goethe Johann Wolfgang (книги читать бесплатно без регистрации полные txt) 📗

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Da? ich nach Rom als Pilger verreise, so wird sie verzweifeln.

Su?e Worte brauchte der Fuchs, die zwei zu betrugen.

Lampen fuhrt' er hinein, da fand er die traurige Fuchsin

Liegen neben den Kindern, von gro?er Sorge bezwungen:

Denn sie glaubte nicht mehr, da? Reineke sollte von Hofe

Wiederkehren. Nun sah sie ihn aber mit Ranzel und Stabe;

Wunderbar kam es ihr vor, und sagte: Reinhart, mein Lieber,

Saget mir doch, wie ists Euch gegangen? Was habt Ihr erfahren?

Und er sprach: Schon war ich verurteilt, gefangen, gebunden,

Aber der Konig bezeigte sich gnadig, befreite mich wieder,

Und ich zog als Pilger hinweg; es blieben zu Burgen

Braun und Isegrim beide zuruck. Dann hat mir der Konig

Lampen zur Suhne gegeben, und was wir nur wollen, geschieht ihm.

Denn es sagte der Konig zuletzt mit gutem Bescheide:

Lampe war es, der dich verriet. So hat er wahrhaftig

Gro?e Strafe verdient und soll mir alles entgelten.

Aber Lampe vernahm erschrocken die drohenden Worte,

War verwirrt und wollte sich retten und eilte, zu fliehen.

Reineke schnell vertrat ihm das Tor, es fa?te der Morder

Bei dem Halse den Armen, der laut und gra?lich um Hilfe

Schrie: O helfet, Bellyn! Ich bin verloren! Der Pilger

Bringt mich um! Doch schrie er nicht lange: denn Reineke hatt ihm

Bald die Kehle zerrissen. Und so empfing er den Gastfreund.

Kommt nun, sagt' er: und essen wir schnell, denn fett ist der Hase,

Guten Geschmackes. Er ist wahrhaftig zum erstenmal etwas

Nutze, der alberne Geck; ich hatt es ihm lange geschworen.

Aber nun ist es vorbei, nun mag der Verrater verklagen!

Reineke machte sich dran mit Weib und Kindern, sie pfluckten

Eilig dem Hasen das Fell und speisten mit gutem Behagen.

Kostlich schmeckt' es der Fuchsin, und einmal uber das andre:

Dank sei Konig und Konigin! rief sie: wir haben durch ihre

Gnade das herrliche Mahl, Gott mog es ihnen belohnen!

Esset nur, sagte Reineke, zu! es reichet fur diesmal;

Alle werden wir satt, und mehreres denk ich zu holen:

Denn es mussen doch alle zuletzt die Zeche bezahlen,

Die sich an Reineken machen und ihm zu schaden gedenken.

Und Frau Ermelyn sprach: Ich mochte fragen, wie seid Ihr

Los und ledig geworden? Ich brauchte, sagt' er dagegen,

Viele Stunden, wollt ich erzahlen, wie fein ich den Konig

Umgewendet und ihn und seine Gemahlin betrogen.

Ja, ich leugn es Euch nicht, es ist die Freundschaft nur dunne

Zwischen dem Konig und mir und wird nicht lange bestehen.

Wenn er die Wahrheit erfahrt, er wird sich grimmig entrusten.

Kriegt er mich wieder in seine Gewalt, nicht Gold und nicht Silber

Konnte mich retten, er folgt mir gewi? und sucht mich zu fangen.

Keine Gnade darf ich erwarten, das wei? ich am besten;

Ungehangen la?t er mich nicht, wir mussen uns retten.

La?t uns nach Schwaben entfliehn! dort kennt uns niemand; wir halten

Uns nach Landes Weise daselbst. Hilf Himmel! es findet

Su?e Speise sich da und alles Guten die Fulle:

Huhner, Ganse, Hasen, Kaninchen und Zucker und Datteln,

Feigen, Rosinen und Vogel von allen Arten und Gro?en;

Und man backt im Lande das Brot mit Butter und Eiern.

Rein und klar ist das Wasser, die Luft ist heiter und lieblich,

Fische gibt es genug, die hei?en Gallinen, und andre

Hei?en Pullus und Gallus und Anas, wer nennte sie alle?

Das sind Fische nach meinem Geschmack! Da brauch ich nicht eben

Tief ins Wasser zu tauchen; ich hab sie immer gegessen,

Da ich als Klausner mich hielt. Ja, Weibchen, wollen wir endlich

Friede genie?en, so mussen wir hin, Ihr mu?t mich begleiten.

Nun versteht mich nur wohl: es lie? mich diesmal der Konig

Wieder entwischen, weil ich ihm log von seltenen Dingen.

Konig Emmerichs herrlichen Schatz versprach ich zu liefern;

Den beschrieb ich, er lage bei Krekelborn. Werden sie kommen,

Dort zu suchen, so finden sie leider nicht dieses, noch jenes,

Werden vergeblich im Boden wuhlen, und siehet der Konig

Dergestalt sich betrogen, so wird er schrecklich ergrimmen.

Denn was ich fur Lugen ersann, bevor ich entwischte,

Konnt Ihr denken; furwahr, es ging zunachst an den Kragen!

Niemals war ich in gro?erer Not, noch schlimmer geangstigt,

Nein! ich wunsche mir solche Gefahr nicht wiederzusehen.

Kurz, es mag mir begegnen, was will, ich lasse mich niemals

Wieder nach Hofe bereden, um in des Konigs Gewalt mich

Wieder zu geben; es brauchte wahrhaftig die gro?te Gewandtheit,

Meinen Daumen mit Not aus seinem Munde zu bringen.

Und Frau Ermelyn sagte betrubt: Was wollte das werden?

Elend sind wir und fremd in jedem anderen Lande;

Hier ist alles nach unserm Begehren. Ihr bleibet der Meister

Eurer Bauern. Und habt Ihr ein Abenteuer zu wagen

Denn so notig? Furwahr, um Ungewisses zu suchen,

Das Gewisse zu lassen, ist weder ratlich noch ruhmlich.

Leben wir hier doch sicher genug! Wie stark ist die Feste!

Uberzog uns der Konig mit seinem Heere, belegt' er

Auch die Stra?e mit Macht, wir haben immer so viele

Seitentore, so viel geheime Wege, wir wollen

Glucklich entkommen. Ihr wi?t es ja besser, was soll ich es sagen?

Uns mit Macht und Gewalt in seine Hande zu kriegen,

Viel gehorte dazu. Es macht mir keine Besorgnis.

Aber da? Ihr uber das Meer zu gehen geschworen,

Das betrubt mich. Ich fasse mich kaum. Was konnte das werden!

Liebe Frau, bekummert Euch nicht! versetzte dagegen

Reineke, horet mich an und merket: besser geschworen,

Als verloren! So sagte mir einst ein Weiser im Beichtstuhl:

Ein gezwungener Eid bedeute wenig. Das kann mich

Keinen Katzenschwanz hindern! Ich meine den Eid, versteht nur.

Wie Ihr gesagt habt, soll es geschehen. Ich bleibe zu Hause.

Wenig hab ich furwahr in Rom zu suchen, und hatt ich

Zehen Eide geschworen, so wollt ich Jerusalem nimmer

Sehen; ich bleibe bei Euch und hab es freilich bequemer;

Andrer Orten find ichs nicht besser, als wie ich es habe.

Will mir der Konig Verdru? bereiten, ich mu? es erwarten,

Stark und zu machtig ist er fur mich: doch kann es gelingen,

Da? ich ihn wieder betore, die bunte Kappe mit Schellen

Uber die Ohren ihm schiebe, da soll ers, wenn ichs erlebe,

Schlimmer finden, als er es sucht. Das sei ihm geschworen!

Ungeduldig begann Bellyn am Tore zu schmalen:

Lampe, wollt Ihr nicht fort? So kommt doch! lasset uns gehen!

Reineke hort' es und eilte hinaus und sagte: Mein Lieber,

Lampe bittet Euch sehr, ihm zu vergeben, er freut sich

Drin mit seiner Frau Muhme, das werdet Ihr, sagt er, ihm gonnen.

Gehet sachte voraus. Denn Ermelyn, seine Frau Muhme,

La?t ihn sobald nicht hinweg; Ihr werdet die Freude nicht storen.

Da versetzte Bellyn: Ich horte schreien, was war es?

Lampen hort ich; er rief mir: Bellyn, zu Hilfe! zu Hilfe!

Habt Ihr im etwas Ubels getan? Da sagte der kluge

Reineke: Horet mich recht! Ich sprach von meiner gelobten

Wallfahrt; da wollte mein Weib daruber vollig verzweifeln,

Es befiel sie ein todlicher Schrecken, sie lag uns in Ohnmacht.

Lampe sah das und furchtete sich, und in der Verwirrung

Rief er: Helfet, Bellyn! Bellyn! o saumet nicht lange,

Meine Muhme wird mir gewi? nicht wieder lebendig!

Soviel wei? ich, sagte Bellyn: er hat angstlich gerufen.

Nicht ein Harchen ist ihm verletzt, verschwor sich der Falsche;

Lieber mochte mir selbst als Lampen was Boses begegnen.

Hortet Ihr? sagte Reineke drauf: es bat mich der Konig

Gestern, kam ich nach Hause, da sollt ich in einigen Briefen

Uber wichtige Sachen ihm meine Gedanken vermelden.

Lieber Neffe, nehmet sie mit, ich habe sie fertig.

Schone Dinge sag ich darin und rat ihm das Klugste.

Lampe war uber die Ma?en vergnugt, ich horte mit Freuden

Ihn mit seiner Frau Muhme sich alter Geschichten erinnern.

Wie sie schwatzten! sie wurden nicht satt! Sie a?en und tranken,

Freuten sich ubereinander; indessen schrieb ich die Briefe.

Lieber Reinhart, sagte Bellyn: Ihr mu?t nur die Briefe

Wohl verwahren; es fehlt, sie einzustecken, ein Taschchen.

Wenn ich die Siegel zerbrache, das wurde mir ubel bekommen.

Reineke sagte: Das wei? ich zu machen. Ich denke, das Ranzel,

Das ich aus Braunens Felle bekam, wird eben sich schicken,

Es ist dicht und stark, darin verwahr ich die Briefe.

Und es wird Euch dagegen der Konig besonders belohnen;

Er empfangt Euch mit Ehren, Ihr seid ihm dreimal willkommen.

Alles das glaubte der Widder Bellyn. Da eilte der andre

Wieder ins Haus, das Ranzel ergriff er und steckte behende

Lampens Haupt, des ermordeten, drein und dachte daneben,

Wie er dem armen Bellyn die Tasche zu offnen verwehrte.

Und er sagte, wie er herauskam: Hanget das Ranzel

Nur um den Hals und la?t Euch, mein Neffe, nicht etwa gelusten,

In die Briefe zu sehen; es ware schadliche Neugier:

Denn ich habe sie wohl verwahrt, so mu?t Ihr sie lassen.

Selbst das Ranzel offnet mir nicht! Ich habe den Knoten

Kunstlich geknupft, ich pflege das so in wichtigen Dingen

Zwischen dem Konig und mir; und findet der Konig die Riemen

So verschlungen, wie er gewohnt ist, so werdet Ihr Gnade

Und Geschenke verdienen als zuverlassiger Bote.

Ja, sobald Ihr den Konig erblickt und wollt noch in be?res

Ansehn Euch setzen bei ihm, so la?t ihn merken, als hattet

Ihr mit gutem Bedacht zu diesen Briefen geraten,

Ja, dem Schreiber geholfen; es bringt Euch Vorteil und Ehre.

Und Bellyn ergotzte sich sehr und sprang von der Statte,

Wo er stand, mit Freuden empor und hierhin und dorthin,

Sagte: Reineke! Neffe und Herr, nun seh ich, Ihr liebt mich,

Wollt mich ehren. Es wird vor allen Herren des Hofes

Mir zum Lobe gereichen, da? ich so gute Gedanken,

Schone, zierliche Worte zusammenbringe. Denn freilich

Wei? ich nicht zu schreiben, wie Ihr; doch sollen sies meinen,

Und ich dank es nur Euch. Zu meinem Besten geschah es,

Da? ich Euch folgte hierher. Nun sagt, was meint Ihr noch weiter?

Geht nicht Lampe mit mir in dieser Stunde von hinnen?

Nein! versteht mich! sagte der Schalk: noch ist es unmoglich.

Geht allmahlich voraus, er soll Euch folgen, sobald ich

Einige Sachen von Wichtigkeit ihm vertraut und befohlen.

Gott sei bei Euch! sagte Bellyn: so will ich denn gehen.

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