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Reineke Fuchs - Goethe Johann Wolfgang (книги читать бесплатно без регистрации полные txt) 📗

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Funfter Gesang

Nun vernehmet die List, und wie der Fuchs sich gewendet,

Seine Frevel wieder zu decken und andern zu schaden.

Bodenlose Lugen ersann er, beschimpfte den Vater

Jenseit der Grube, beschwerte den Dachs mit gro?er Verleumdung,

Seinen redlichsten Freund, der ihm bestandig gedienet.

So erlaubt' er sich alles, damit er seiner Erzahlung

Glauben schaffte, damit er an seinen Verklagern sich rachte.

Mein Herr Vater, sagt' er darauf, war so glucklich gewesen,

Konig Emmrichs, des Machtigen, Schatz auf verborgenen Wegen

Einst zu entdecken; doch bracht ihm der Fund gar wenigen Nutzen.

Denn er uberhub sich des gro?en Vermogens und schatzte

Seinesgleichen von nun an nicht mehr, und seine Gesellen

Achtet' er viel zu gering: er suchte sich hohere Freunde.

Hinze, den Kater, sendet' er ab in die wilden Ardennen,

Braun, den Baren, zu suchen, dem sollt er Treue versprechen,

Sollt ihn laden, nach Flandern zu kommen und Konig zu werden.

Als nun Braun das Schreiben gelesen, erfreut' es ihn herzlich;

Unverdrossen und kuhn begab er sich eilig nach Flandern,

Denn er hatte schon lange so was in Gedanken getragen.

Meinen Vater fand er daselbst, der sah ihn mit Freuden,

Sendete gleich nach Isegrim aus und nach Grimbart, dem Weisen,

Und die vier verhandelten dann die Sache zusammen;

Doch der funfte dabei war Hinze, der Kater. Ein Dorfchen

Liegt allda, wird Ifte genannt, und grade da war es,

Zwischen Ifte und Gent, wo sie zusammen gehandelt.

Eine lange, dustere Nacht verbarg die Versammlung;

Nicht mit Gott! es hatte der Teufel, es hatte mein Vater

Sie in seiner Gewalt mit seinem leidigen Golde.

Sie beschlossen des Koniges Tod, beschworen zusammen

Festen, ewigen Bund, und also schwuren die funfe

Samtlich auf Isegrims Haupt: sie wollten Braunen, den Baren,

Sich zum Konige wahlen und auf dem Stuhle zu Aachen

Mit der goldenen Krone das Reich ihm festlich versichern.

Wollte nun auch von des Koniges Freunden und seinen Verwandten

Jemand dagegen sich setzen, den sollte mein Vater bereden

Oder bestechen, und ginge das nicht, sogleich ihn verjagen.

Das bekam ich zu wissen: denn Grimbart hatte sich einmal

Morgens lustig getrunken und war gesprachig geworden;

Seinem Weibe verschwatzte der Tor die Heimlichkeit alle,

Legte Schweigen ihr auf; da, glaubt' er, ware geholfen.

Sie begegnete drauf bald meinem Weibe, die mu?t ihr

Der drei Konige Namen zum feierlichen Gelubde

Nennen, Ehr und Treue verpfanden, um Liebes und Leides

Niemand ein Wortchen zu sagen, und so entdeckt' sie ihr alles.

Ebensowenig hat auch mein Weib das Versprechen gehalten:

Denn sobald sie mich fand, erzahlte sie, was sie vernommen,

Gab mir ein Merkmal dazu, woran ich die Wahrheit der Rede

Leicht erkennte; doch war mir dadurch nur schlimmer geschehen.

Ich erinnerte mich der Frosche, deren Gequake

Bis zu den Ohren des Herrn im Himmel endlich gelangte.

Einen Konig wollten sie haben und wollten im Zwange

Leben, nachdem sie der Freiheit in allen Landen genossen.

Da erhorte sie Gott und sandte den Storch, der bestandig

Sie verfolget und ha?t und keinen Frieden gewahret.

Ohne Gnade behandelt er sie; nun klagen die Toren,

Aber leider zu spat: denn nun bezwingt sie der Konig.

Reineke redete laut zur ganzen Versammlung, es horten

Alle Tiere sein Wort, und so verfolgt' er die Rede:

Seht, fur alle furchtet ich das. So war es geworden.

Herr, ich sorgte fur Euch und hoffte be?re Belohnung.

Braunens Ranke sind mir bekannt, sein tuckisches Wesen,

Manche Missetat auch von ihm; ich besorgte das Schlimmste.

Wurd er Herr, so waren wir alle zusammen verdorben.

Unser Konig ist edel geboren und machtig und gnadig,

Dacht ich im stillen bei mir: es war ein trauriger Wechsel,

Einen Baren und tolpischen Taugenicht so zu erhohen.

Etliche Wochen sann ich daruber und sucht es zu hindern.

Auch vor allem begriff ich es wohl: behielte mein Vater

Seinen Schatz in der Hand, so bracht er viele zusammen,

Sicher gewann er das Spiel, und wir verloren den Konig.

Meine Sorge ging nun dahin, den Ort zu entdecken,

Wo der Schatz sich befande, damit ich ihn heimlich entfuhrte.

Zog mein Vater ins Feld, der alte, listige, lief er

Nach dem Walde bei Tag oder Nacht, in Frost oder Hitze,

Nass' oder Trockne, so war ich dahinter und spurte den Gang aus.

Einmal lag ich versteckt in der Erde mit Sorgen und Sinnen,

Wie ich entdeckte den Schatz, von dem mir so vieles bekannt war.

Da erblickt ich den Vater aus einer Ritze sich schleichen,

Zwischen den Steinen kam er hervor und stieg aus der Tiefe.

Still und verborgen hielt ich mich da; er glaubte sich einsam,

Schaute sich uberall um, und als er niemand bemerkte

Nah oder fern, begann er sein Spiel, Ihr sollt es vernehmen.

Wieder mit Sande verstopft' er das Loch und wu?te geschicklich

Mit dem ubrigen Boden es gleichzumachen. Das konnte,

Wer nicht zusah, unmoglich erkennen. Und eh er von dannen

Wanderte, wu?t er den Platz, wo seine Fu?e gestanden,

Uber und uber geschickt mit seinem Schwanze zu streichen

Und verwuhlte die Spur mit seinem Munde. Das lernt ich

Jenes Tages zuerst von meinem listigen Vater,

Der in Ranken und Schwanken und allen Streichen gewandt war.

Und so eilt' er hinweg nach seinem Gewerbe. Da sann ich,

Ob sich der herrliche Schatz wohl in der Nahe befande?

Eilig trat ich herbei und schritt zum Werke: die Ritze

Hatt ich in weniger Zeit mit meinen Pfoten eroffnet,

Kroch begierig hinein. Da fand ich kostliche Sachen,

Feinen Silbers genug und roten Goldes! Wahrhaftig,

Auch der Alteste hier hat nie so vieles gesehen.

Und ich machte mich dran mit meinem Weibe: wir trugen,

Schleppten bei Tag und bei Nacht; uns fehlten Karren und Wagen;

Viele Muhe kostet' es uns und manche Beschwernis.

Treulich hielt Frau Ermelyn aus; so hatten wir endlich

Die Kleinode hinweg zu einer Statte getragen,

Die uns gelegener schien. Indessen hielt sich mein Vater

Taglich mit jenen zusammen, die unsern Konig verrieten.

Was sie beschlossen, das werdet Ihr horen und werdet erschrecken.

Braun und Isegrim sandten sofort in manche Provinzen

Offene Briefe, die Soldner zu locken: sie sollten zu Haufen

Eilig kommen, es wolle sie Braun mit Diensten versehen,

Milde woll er sogar voraus die Soldner bezahlen.

Da durchstrich mein Vater die Lander und zeigte die Briefe,

Seines Schatzes gewi?: der, glaubt' er, lage geborgen.

Aber es war nun geschehn, er hatte mit allen Gesellen,

Sucht' er auch noch so genau, nicht einen Pfennig gefunden.

Keine Bemuhung lie? er sich reun; so war er behende

Zwischen der Elb und dem Rheine durch alle Lander gelaufen,

Manchen Soldner hatt er gefunden und manchen gewonnen,

Kraftigen Nachdruck sollte das Geld den Worten verleihen.

Endlich kam der Sommer ins Land; zu seinen Gesellen

Kehrte mein Vater zuruck. Da hatt er von Sorgen und Noten

Und von Angst zu erzahlen, besonders, wie er beinahe

Vor den hohen Burgen in Sachsen sein Leben verloren,

Wo ihn Jager mit Pferden und Hunden alltaglich verfolgten,

Da? er knapp und mit Not mit heilem Pelze davonkam.

Freudig zeigt' er darauf den vier Verratern die Liste,

Welche Gesellen er alle mit Gold und Versprechen gewonnen.

Braunen erfreute die Botschaft; es lasen die funfe zusammen,

Und es hie?: Zwolfhundert von Isegrims kuhnen Verwandten

Werden kommen mit offenen Maulern und spitzigen Zahnen,

Ferner: die Kater und Baren sind alle fur Braunen gewonnen,

Jeder Vielfra? und Dachs aus Sachsen und Thuringen stellt sich.

Doch man solle sich ihnen zu der Bedingung verbinden:

Einen Monat des Soldes vorauszuzahlen; sie wollten

Alle dagegen mit Macht beim ersten Gebote sich stellen.

Gott sei ewig gedankt, da? ich die Plane gehindert!

Denn nachdem er nun alles besorgt, so eilte mein Vater

Uber Feld und wollte den Schatz auch wieder beschauen.

Da ging erst die Bekummernis an: da grub er und suchte;

Doch je langer er scharrte, je weniger fand er. Vergebens

War die Muhe, die er sich gab, und seine Verzweiflung:

Denn der Schatz war fort, er konnt ihn nirgend entdecken.

Und vor Arger und Scham — wie schrecklich qualt die Erinnrung

Mich bei Tag und bei Nacht! — erhangte mein Vater sich selber.

Alles das hab ich getan, die bose Tat zu verhindern.

Ubel gerat es mir nun; jedoch es soll mich nicht reuen.

Isegrim aber und Braun, die gefra?igen, sitzen am nachsten

Bei dem Konig zu Rat. Und Reineke! wie dir dagegen,

Armer Mann, jetzt gedankt wird! da? du den leiblichen Vater

Hingegeben, den Konig zu retten. Wo sind sie zu finden

Die sich selber verderben, nur Euch das Leben zu fristen?

Konig und Konigin hatten indes, den Schatz zu gewinnen,

Gro?e Begierde gefuhlt; sie traten seitwarts und riefen

Reineken, ihn besonders zu sprechen, und fragten behende:

Saget an, wo habt Ihr den Schatz? Wir mochten es wissen.

Reineke lie? sich dagegen vernehmen: Was konnt es mir helfen,

Zeigt ich die herrlichen Guter dem Konige, der mich verurteilt?

Glaubet er meinen Feinden doch mehr, den Dieben und Mordern,

Die Euch mit Lugen beschweren, mein Leben mir abzugewinnen.

Nein, versetzte die Konigin: nein! so soll es nicht werden!

Leben la?t Euch mein Herr, und das Vergangne vergi?t er.

Er bezwingt sich und zurnet nicht mehr. Doch moget Ihr kunftig

Kluger handeln und treu und gewartig dem Konige bleiben.

Reineke sagte: Gnadige Frau, vermoget den Konig,

Mir zu geloben vor Euch, da? er mich wieder begnadigt,

Da? er mir alle Verbrechen und Schulden und alle den Unmut,

Den ich ihm leider erregt, auf keine Weise gedenket,

So besitzet gewi? in unsern Zeiten kein Konig

Solchen Reichtum, als er durch meine Treue gewinnet;

Gro? ist der Schatz! ich zeige den Ort, Ihr werdet erstaunen.

Glaubet ihm nicht! versetzte der Konig: doch wenn er von Stehlen,

Lugen und Rauben erzahlet, das moget Ihr allenfalls glauben;

Denn ein gro?erer Lugner ist wahrlich niemals gewesen.

Und die Konigin sprach: Furwahr, sein bisheriges Leben

Hat ihm wenig Vertrauen erworben; doch jetzo bedenket,

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