Harry Potter und der Feuerkelch - Rowling Joanne Kathleen (книги онлайн без регистрации .txt) 📗
Er starrte auf die Schlagzeile und sagte:»Nicht zu fassen. Ausgerechnet heute. Diese blode Kuh.«
»Wie?«, sagte Harry.»Schon wieder Rita Kimmkorn?«
»Nein«, entgegnete Ron, und genau wie Hermine wollte er die Zeitung verschwinden lassen.
»Es geht um mich, ja?«, sagte Harry.
»Nein«, sagte Ron in keineswegs uberzeugendem Ton.
Doch bevor Harry energisch verlangen konnte, das Blatt zu sehen, rief Draco Malfoy vom Slytherin-Tisch her durch die Gro?e Halle:
»Hey, Potter! Potter! Wie geht's deinem Kopf? Noch alle Tassen im Schrank? Oder gehst du gleich auf uns los wie ein Berserker?«
Malfoy hielt den Tagespropheten hoch. Die Slytherins am ganzen Tisch begannen zu kichern und wandten die Kopfe, um zu sehen, wie Harry reagieren wurde.
»La? mich sehen«, sagte Harry zu Ron.»Gib her.«
Hochst widerwillig reichte ihm Ron die Zeitung. Harry drehte sie um und sah in sein eigenes Gesicht, und daruber las er die Schlagzeile:
Harry Potter»gestort und gefahrlich«
Der Junge, der den Unnennbaren besiegte, ist labil und moglicherweise gefahrlich. Beunruhigende Tatsachen uber Harry Potters seltsames Verhalten sind jetzt ans Licht gekommen, und sie wecken Zweifel, ob er geeignet ist, an einem kraftezehrenden Wettkampf wie dem Trimagischen Turnier teilzunehmen oder auch nur die Hogwarts-Schule zu besuchen. Wie der Tagesprophet heute exklusiv enthullen kann, bricht Potter in der Schule des Ofteren zusammen und klagt haufig uber Schmerzen, die ihm seine Stirnnarbe bereitet (Uberbleibsel des Fluches, mit dem Du-wei?t-schon-wer versuchte ihn zu toten). Letzten Montag, mitten im Wahrsageunterricht, wurde Ihr Tagesprophet-Reporter Zeuge, wie Potter aus dem Klassenzimmer sturzte und behauptete, er habe so heftige Narbenschmerzen, da? er nicht weiter am Unterricht teilnehmen konne.
Topspezialisten am St. Mungo-Hospital fur Magische Krankheiten und Verletzungen halten es fur durchaus moglich, da? Potters Gehirn durch den Angriff des Unnennbaren nachhaltig geschadigt wurde und da? seine Behauptung, die Narbe schmerze noch immer, Ausdruck einer tief sitzenden Storung ist.
»Gut moglich, da? er alles vortauscht«, meint ein Spezialist,»es konnte ein Schrei nach Zuwendung sein.«
Der Tagesprophet hat jedoch alarmierende Fakten uber Harry Potter ans Licht gebracht, die Albus Dumbledore, Schulleiter von Hogwarts, vor der Zaubereroffentlichkeit sorgfaltig verborgen hat.
»Potter beherrscht Parsel«, enthullt Draco Malfoy, ein Viertkla?ler in Hogwarts.»Vor ein paar Jahren gab es viele Angriffe auf Schuler, und die meisten vermuteten Potter dahinter, nachdem sie gesehen hatten, wie er in einem Duellierklub die Nerven verlor und eine Schlange auf einen anderen Jungen hetzte. Aber es wurde alles vertuscht. Au?erdem hat er sich auch noch mit Werwolfen und Riesen angefreundet. Wir glauben, da? er fur ein bi?chen Macht alles tun wurde.«
Parsel, die Fahigkeit mit Schlangen zu sprechen, wurde lange als eine dunkle Kunst betrachtet. Tatsachlich ist der beruhmteste Parselmund unserer Zeit kein anderer als Du-wei?t-schon-wer personlich. Ein Mitglied der Liga zur Verteidigung gegen die dunkle Kraft, das ungenannt bleiben will, stellte fest, jeder Zauberer, der Parsel spreche, solle seiner Meinung nach»einmal grundlich durchleuchtet werden. Ich personlich wurde jedem mit gro?tem Mi?trauen begegnen, der mit Schlangen sprechen kann, denn diese Tiere werden oft bei den schlimmsten schwarzmagischen Praktiken eingesetzt und wurden im Laufe der Jahrhunderte immer wieder mit Schurken in Verbindung gebracht.«Desgleichen gelte fur alle,»welche die Nahe solch heimtuckischer Kreaturen wie Werwolfe und Riesen suchten, da? sie sich offensichtlich an der Gewalt ergotzen«.
Albus Dumbledore sollte unbedingt daruber nachdenken, ob ein solcher Junge am Trimagischen Turnier teilnehmen darf. Manche befurchten, Potter konnte sein Heil in den dunklen Kunsten suchen, um das Turnier zu gewinnen, dessen dritte Runde heute Abend stattfindet.
Von unserer Sonderkorrespondentin Rita Kimmkorn
»Sieht aus, als hatt ich's mir mit ihr verscherzt«, sagte Harry gelassen und faltete die Zeitung zusammen.
Malfoy, Crabbe und Goyle sa?en lachend druben am Slytherin-Tisch, zeigten ihm den Vogel, zogen abstruse Fratzen und lie?en ihre Zungen flattern wie Schlangen.
»Woher wu?te sie, da? deine Narbe in Wahrsagen wehtat?«, fragte Ron.»Sie konnte unmoglich dabei gewesen sein, sie kann es unmoglich selbst gehort haben -«
»Das Fenster war offen«, sagte Harry.»Ich hab's aufgemacht, um frische Luft zu kriegen.«
»Du warst hoch oben im Nordturm!«, meinte Hermine.»Deine Stimme hatte nie bis ganz nach unten wehen konnen!«
»Na, du bist doch diejenige, die magische Methoden der Verwanzung erforscht!«, sagte Harry.»Sag mir doch, wie sie es geschafft hat!«
»Ich hab's ja versucht!«, sagte Hermine.»Aber ich… aber…«
Ein seltsam traumerischer Ausdruck trat plotzlich auf Hermines Gesicht. Sie hob langsam die Hand und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar.
»Alles in Ordnung mit dir?«, sagte Ron und sah sie stirnrunzelnd an.
»Ja«, hauchte Hermine. Wieder strich sie sich mit den Fingern durchs Haar, dann hielt sie die Hand an die Wange, als wurde sie in ein unsichtbares Handy sprechen. Harry und Ron sahen sich mit gro?en Augen an.
»Ich hab 'ne Idee«, sagte Hermine ins Leere starrend.»Ich glaub, ich wei? es… denn dann hatte es keiner gesehen… nicht mal Moody… und sie hatte auf den Fenstersims kommen konnen… aber das darf sie nicht… das ist eindeutig verboten… ich glaub, wir haben sie! Gebt mir 'ne Sekunde in der Bibliothek – nur um sicherzugehen!«
Und schon packte Hermine ihre Schultasche und sturzte aus der Gro?en Halle.
»Hey!«, rief ihr Ron nach.»In zehn Minuten haben wir Geschichtsprufung! Unglaublich«, sagte er dann zu Harry gewandt,»sie mu? diese Kimmkorn wirklich hassen, wenn sie's riskiert, den Anfang einer Prufung zu verpassen. Was machst du eigentlich gleich bei Binns – wieder mal die ganze Zeit lesen?«
Harry, der von den Prufungen entbunden war, hatte bisher Stunde um Stunde in der hinteren Reihe gesessen und nach neuen Hexereien fur die dritte Aufgabe gesucht.
»Denk schon«, sagte Harry; doch in diesem Augenblick kam Professor McGonagall am Gryffindor-Tisch entlang auf ihn zugeschritten.
»Potter, die Champions finden sich nach dem Fruhstuck im Raum hinter der Halle ein«, sagte sie.
»Aber das Turnier ist doch erst heute Abend!«, sagte Harry, und vor Schreck, er hatte sich in der Zeit geirrt, bekleckerte er sich mit Ruhrei.
»Das wei? ich wohl, Potter«, sagte sie.»Die Familien der Champions sind eingeladen, bei der dritten Runde zuzuschauen. Eine sehr gute Gelegenheit fur Sie, sie zu begru?en.«
Sie entfernte sich. Harry sah ihr mit offenem Mund nach.
»Sie glaubt doch nicht etwa, da? die Dursleys hier auftauchen?«, fragte er Ron verdutzt.
»Keine Ahnung«, sagte Ron.»Harry, ich mu? mich beeilen, sonst komm ich zu spat zu Binns. Bis dann.«
Harry a? sein Fruhstuck auf, wahrend sich die Gro?e Halle allmahlich leerte. Er sah, wie Fleur Delacour am Ravenclaw-Tisch aufstand und sich Cedric anschlo?, der auf die Tur zum Nebenraum zuging und eintrat. Auch Krum schlurfte kurze Zeit spater dort hinein. Harry blieb, wo er war. Er hatte uberhaupt keine Lust, in die Kammer zu gehen. Er hatte keine Eltern – jedenfalls keine Familie, die hier aufkreuzen und zusehen wurde, wie er sein Leben riskierte. Doch gerade als er aufstehen wollte und uberlegte, in die Bibliothek zu gehen und auf die Schnelle noch ein paar Hexereien zu buffeln, offnete sich die Tur des Nebenraums und Cedric streckte den Kopf heraus.
»Harry, komm schon, sie warten auf dich!«
Vollkommen perplex stand Harry auf. Die Dursleys konnten doch nicht etwa da sein? Er durchquerte die Halle und offnete die Tur zur Kammer.
Cedric und seine Eltern standen gleich bei der Tur. Viktor Krum stand druben in einer Ecke und unterhielt sich in schnellem Bulgarisch mit seinen Eltern. Er hatte die Hakennase seines Vaters geerbt. Auf der anderen Seite parlierte Fleur mit ihrer Mutter. Fleurs kleine Schwester Gabrielle hielt sich an der Hand der Mutter fest. Sie winkte Harry und er winkte zuruck. Dann fiel sein Blick auf Mrs Weasley und Bill, die vor dem Kamin standen und ihn anstrahlten.